Foodbrains war in der Brasserie Colette von Tim Raue in Konstanz

Obwohl Tim Raue einmal in einer Dokumentation über sich bemerkte, dass die französische Küche nicht so sein Ding sei, erkannte er anscheinend den Trend als einer der ersten in Deutschland. Er eröffnete die Brasserie Colette in Berlin, München und auch in Konstanz am Bodensee. Wie erfreulich – können wir nur sagen, denn dieses Konzept ist so einwandfrei wie besonders.

Bei unserem Besuch im Colette am Bodensee an einem heißen Sommertag werden wir von einer jungen Dame fröhlich empfangen und an den Tisch begleitet. Die kleine Terrasse war leider schon belegt, aber die gesamte Fensterfront war geöffnet und es wehte ein Hauch von Côte d’Azur durch die Brasserie. Die Einrichtung ist unkompliziert und wohldurchdacht. Dunkle Wände, die dem derzeitigen Wandtrend voll entsprechen. Die Möbel bestehen aus Schränken, die man aus alten Apotheken noch kennt und den typisch französischen Brasseriestühlen und -tischen. Die Räume sind weitläufig, und insgesamt gibt alles ein stimmiges Bild ab. Die Hardware ist schon mal tauglich zum unkomplizierten Wohlfühlen.

Weiter mit der Software: Wir bekommen die Karte und unsere Aperitifs, einen French 75 (Champagner, Gin Zitrone) und klassisch einen Pastis. Die Bedienung ist sehr freundlich, schon fast lustig, aber dennoch unaufdringlich. Das mögen wir.

Zum Start bekommen wir Austern (2x2x2 = Fine de claire / Gillardeau / gratiniert) – herrlich. Sommer. Süden (zumindest von Deutschland). Genuss, den wir eben nicht an jeder Ecke finden.

Dann gibt es Garnele Marocain und das Thunfischtatar, beides tadellos. Nachfolgend sind wir schwer begeistert von Blutwurst mit Birnen, Bohnen und Speck und dem Zitronenhuhn mit Erdnuss.

Wir werden den ganzen Abend in einer sehr sympathischen Weise dezent und höflich (und stets lächelnd!) versorgt. Für das Dessert können wir nun doch noch an einem Platz auf der Terrasse Platz nehmen. Alles komplett unaufgeregt und überhaupt nicht aufgesetzt.
Wir stellen das kulinarische Konzept auf die finale Probe mit Crème brulée und Tarte Tatin, und was sollen wir sagen … supergut!

Das Foodbrains-Resümee:
Das sind generell genau die Foodkonzepte, ob französisch, italienisch, deutsch oder argentinisch, die wir viel mehr brauchen! Ausgefallene Restaurantideen, die unkompliziert besondere Gerichte und einfach eine gescheite Küche anbieten. Das Colette ist nichts wahnsinnig Besonderes, aber eben ein richtig gutes Konzept. Service = tadellos. Küche = sehr sehr ordentlich. Ergebnis = sitt und satt und zufrieden mit dem „Erlebnis“.

Anmerkung Foodbrains:
Einheitsbrei, diese schlecht gemachten Convenience-Ketten, die meistens noch nicht mal über den Preis punkten können, sondern Schlechtes für zu viel Geld anbieten, diese Konzepte sind nicht mehr zeitgemäß. Zumindest nicht für Menschen, die Wert auf gute Produkte und deren professionelle Zubereitung und nachhaltige Konzepte legen. Die lieber wenig und sehr gut, als viel und mittelmäßig essen. Aber wie ändern? Konzepte erarbeiten, die beide (Wirt und Gast) glücklich machen. Das Thema Nachhaltigkeit vollumfänglich spielen. Wir müssen also auch in der Gastronomie Gastgeber/Köche/Personal/Gäste zum Umdenken anregen und hierfür Ideen umsetzen. Wir sind überzeugt davon, dass nachhaltige Gastrokonzepte nicht bei der reinen Verwendung von Bioprodukten aufhören. Sie sind erst gut, wenn sie es schaffen, vollumfänglich für ein Erlebnis zu sorgen. Wenn alles eins ist. Wenn das Personal gern seinen Job macht, der Koch freie Hand zum leidenschaftlichen Arbeiten bekommt, das Personal wertgeschätzt wird, genauso wie der Gast. Wenn aus dem Restaurantbesuch ein Erlebnis wird, zahlt der Gast auch gut dafür. Davon ausgehend, dass sich das Bewusstsein der Bevölkerung wandelt und immer mehr Menschen lieber einmal auf die schlechte Pizza verzichten, um es sich einmal in besseren Konzepten gut gehen zu lassen, kann man sicher sein, dass sich in der Gastronomie endlich eine gute Mittelschicht auftut. Eine, von und mit der alle leben können. Das wäre schön. Und vielleicht, wer weiß, gelingt es damit auch der Haute Cuisine, wieder von ihrer Kunst leben zu können.

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